Friedenshof Kommunität e.V.

Kleine Geschichte des Friedenshofes

Erzählt von Karsten und Bärbel


Alles begann 1987 in der Hannoverschen Friedensbewegung. Wir – Bärbel und Karsten – begegneten Uli und stellten schnell eine Gemeinsamkeit fest: uns reichten die politischen Aktionen nicht aus, wir wollten uns auch den eigenen unfriedlichen Verhaltensmustern stellen und unseren Alltag, die Arbeit und den Konsum so umgestalten, dass sie zu mehr Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung beitragen.

Außerdem wollten wir der Spiritualität einen festen Platz in unserem Alltag geben. In den französischen Archegemeinschaften fanden wir diese Ideen weitgehend verwirklicht und so entstand der Plan, im Raum Hannover eine Gemeinschaft nach dem Vorbild der Arche zu gründen.

1989 verfassten wir die „Regel der Friedenshof Kommunität", die sich an den klösterlichen Regeln von Benedikt, Taizé, Thich Nhat Hanh und dem Gelübde der Arche orientierte. Es ging uns nicht um eine allein politisch oder ökologisch motivierte Gemeinschaft, sondern darum, uns aus spiritueller Anbindung heraus in der Welt zu engagieren. Die konkrete Ausformung dieser Anbindung sollte individuell unterschiedlich bleiben.
Im gemeinsamen Friedensgebet mit muslimischen FreundInnen während des Golfkrieges war uns klar geworden, dass es keinen Weltfrieden ohne Religionsfrieden geben wird. Wir wollten durch eine interreligiöse spirituelle Gemeinschaft bezeugen, dass dieser Friede möglich ist.

1990 ließen wir die „Friedenshof Kommunität e.V." im Vereinsregister eintragen. Im gleichen Jahr konnten wir mit unseren Ersparnissen und den zinslosen Krediten zahlreicher FreundInnen einen Resthof in Niedernstöcken kaufen. 1991 zogen wir ein und rasch schlossen sich uns Menschen für kürzere oder längere Zeit an. Zeitweise lebten 8 Erwachsene und 5 Kinder auf dem Hof. Der Raum wurde knapp, wir stellten Bauwagen auf und begannen damit, den Stallteil des Hauptgebäudes für Wohnzwecke umzubauen. Wir machten uns mit Baubiologie und Lehmbautechniken vertraut. Der bestehende Bauerngarten wurde weiter entwickelt und ein Gemüseanbaubetrieb aufgezogen, dessen Produkte der Selbstversorgung und dem Gelderwerb dienen sollten.

Nach einem Jahr spürten wir immer deutlicher, welch große Umstellung das gemeinschaftliche Leben für jedeN von uns bedeutet. Individuelle und gemeinschaftliche Krisen brachen auf und kosteten viel Zeit und Kraft. Dank gemeinsamer Einkehrzeiten, Supervisionen, der Bereitschaft zum „aktiven Zuhören“, der gemeinsamen Rituale und Feste (mit den stets vorangehenden Versöhnungen) ging es weiter.

Der Friedenshof beteiligte sich an Aktionen der Dorfgemeinschaft und wurde gleichberechtigt in die Runde der örtlichen Vereine aufgenommen. Einzelne Mitglieder übernahmen Aufgaben in der evangelischen Kirchengemeinde. Viele Menschen aus dem Dorf feierten 1995 unsere Hochzeit mit.

Ende der 90er Jahre bauten wir das Dach des Hauptgebäudes aus. Hier konnten sich nun die Gemeinschaftsmitglieder in ihre Zimmer zurückziehen, während das Erdgeschoss für die gemeinschaftlichen Aktivitäten und zahlreichen Gäste zur Verfügung stand.


Wir waren in den ersten 10 Jahren eine Stammgruppe von 6 Menschen, um die herum es zahlreiche personelle Wechsel gab. Ein Einschnitt war der Auszug unseres Mitgründers Uli aus familiären Gründen. Es gelang, die von ihm geleitete Bio-Gärtnerei in Kooperation mit einem befreundeten, im Nachbardorf lebenden Bio-Gärtner fortzuführen. Außerdem kam Monika zu uns und baute die Milchschafhaltung auf. Entwicklungen wie diese haben in all den Jahren immer wieder unser Vertrauen darin gestärkt, dass es den Friedenshof geben soll und wir gehalten werden.

Bald darauf kam Jan, richtete einen Raum für die Kunsttherapie ein und bot Meditationen und Achtsamkeitstage in der buddhistischen Tradition an. Der Friedenshof, der durch die christliche Prägung seiner GründerInnen und der Arche eine eher christliche Färbung hatte, bekam buddhistische Einsprengsel. Wir waren unserem bei der Gründung gehegten Traum von einer interreligiösen spirituellen Gemeinschaft ein Stück näher gekommen, standen und stehen deshalb jedoch auch vor neuen Herausforderungen.


Um dem Friedenshof weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen, errichteten wir von 2007 bis 2009 ein Niedrigenergie-Haus auf unserem Gelände, das zum Wohnen und für Seminare genutzt wird. Gleichzeitig ging die gesamte Friedenshof-Immobilie in den Besitz einer aus mehreren Einzelpersonen und einem Verein bestehenden „Gesellschaft bürgerlichen Rechtes“ über. Dabei zeigte sich wie in all den Jahren zuvor, welch großes Geschenk die ideelle und materielle Unterstützung durch unseren Freundeskreis ist.

Share by: