Die Gründungsidee und ihre Ausstrahlung
1963 wurde in Südfrankreich die erste große Archegemeinschaft mit dem Namen „La Borie Noble“ gegründet. Zeitweise lebten dort 80 Menschen in weitgehender Selbstversorgung. Auf 50 ha wurde Getreide mit Hilfe von Pferden angebaut und Milchwirtschaft betrieben, das Brot in der eigenen Bäckerei gebacken, der Käse in der Käserei hergestellt und ein Teil der Kleidung selbst gewebt. Jeder Tag begann mit einem gemeinsamen Gebet und endete mit dem Gebet um das Feuer. Dazwischen gab es Zeiten für Meditation und kurzes Innehalten (Rappell). Die Spiritualität war christlich geprägt, auch wenn die Arche für Angehörige aller Religionen offen war. Von Zeit zu Zeit verließen die Gemeinschaftsmitglieder ihren Platz, um gewaltfreie Aktionen gegen den Algerienkrieg oder Atomwaffentests zu organisieren.
Gegründet wurde die Arche von Lanza del Vasto, einem Philosophen und Künstler. Er war 1937 Gandhi in Indien begegnet und spürte seit dem die Berufung, Gandhis Ideen nach Europa zu bringen. Wie Gandhis Ashrams sollten die Archegemeinschaften ein Ort sein, an dem das das ganze Leben aus dem Geist der Gewaltfreiheit geführt wird. Die Gefährtinnen und Gefährten legten ein Gelübde ab, in dem sie sich zur äußeren Arbeit als Dienst an den Gemeinschaftsgeschwistern verpflichteten und zur inneren Arbeit an persönlichen Schwächen wie Überheblichkeit, Falschheit, Abneigung und Hass. Sie gelobten, ein einfaches Leben zu führen, um die Ausbeutung von Mensch und Natur nicht zu unterstützen und versprachen, sich mit gewaltfreien Mitteln gegen Unrecht einzusetzen.
Als sich in den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts immer mehr Menschen nach einem anderen Lebensstil sehnten, entdeckten sie die Arche und besuchten die Gemeinschaften. Sie wurden durch die besondere Atmosphäre, durch den Zauber dieser Plätze in ihren Träumen bestärkt und zu eigenen Gründungen ermutigt. So hat die Arche viele Gemeinschaftsgründungen der 80er und 90er Jahre beeinflusst. Die GründerInnen des Friedenshofes gehörten freilich zu den Wenigen, die sich der Archebewegung direkt anschlossen.
Weiterentwicklung und Treue zur Idee
In den letzten 20 Jahren hat sich in der Arche manches verändert, auch wenn ihre Ausrichtung und typische Elemente (wie z.B. das abendliche Gebet um das Feuer) geblieben sind. 2005 gab sich die Arche eine neue Ordnung. Zur Gemeinschaft der Arche gehören jetzt nicht nur diejenigen, die in Gemeinschaftshäusern leben, sondern auf Wunsch auch Menschen, die in ihrem eigenen Haushalt leben. Sie alle legen eine schlichte Wegzusage ab, die an die Stelle der alten Gelübde getreten ist. Was sie verbindet ist das Bemühen,
> die eigenen Ideale in Übereinstimmung mit dem täglichen Leben zu bringen;
> im Rahmen eines einfachen Lebens das Glück zu finden in befriedigender Arbeit, kreativem Schaffen, menschlichem Miteinander, Nähe zum Göttlichen und zur Natur;
> einzutreten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung;
> sich persönlich zu weiten und alte Verhaltensmuster aufzubrechen;
> die persönliche spirituelle Anbindung zu suchen und zu pflegen;
> Verschiedenheit - sei sie charakterlich oder spirituell bedingt - zu würdigen und fruchtbar zu machen;
> eine Kommunikationskultur der Offenheit, des Vertrauens und der Versöhnungsbereitschaft zu entwickeln;
> den besonderen Geist und die Kraft zu erleben und zu pflegen, die auf dem Boden gemeinschaftlichem Lebens wachsen können;
> die Früchte des persönlichen Weitungsprozesses und des gemeinschaftlichen Lebens in die Welt zu tragen und Sauerteig für eine neue Kultur zu sein.